Schon von Weitem sind die Musik und die Geräusche der Fahrbahn zu hören. Dort, wo der Sternberger See normalerweise ruhig in der Sonne liegt, fahren heute Skateboards, Fahrräder und Inlineskates über Kurven, Bodenwellen und Hindernisse.
Armin Taubenheim freut sich über den großen Andrang am Samstagvormittag. Das Wort Pumptrack geht dem bis April 2023 amtierenden Bürgermeister der 5000-Einwohner-Stadt mittlerweile mühelose über die Lippen. Das war nicht immer so. Doch im vergangenen Jahr ist viel passiert: Sternberg ist seit dem Frühjahr 2022 bei Jugend entscheidet dabei, als bis dato kleinste aller teilnehmenden Kommunen. Doch das ist der im Herzen der Mecklenburgischen Seenplatte gelegenen Stadt nicht anzumerken. Im vergangenen September kamen mehr als 50 Jugendliche zu den Thementagen und brachten Wünsche und Ideen für ihren Heimatort mit. Eine davon: Ein Pumptrack, der die Freizeitmöglichkeiten vor Ort erweitert und als Begegnungs- und Sportstätte von allen genutzt werden kann. Im Winter übernahm der Stadtrat diesen Vorschlag der Jugendlichen, seitdem laufen die gemeinsamen Planungen von Politik, Verwaltung und einer Gruppe Jugendlicher, die sich regelmäßig trifft.
Nun ist ein großer Meilenstein geschafft. Anlässlich eines bunten Familienfests am See, bei dem Sternberg diesen Erfolg gebührend feiert, wird ein mobiler Pumptrack eingeweiht. Er steht nun für vier Wochen auf dem Platz direkt am See und dient als Testlauf dafür, was Jugendliche sich konkret für den Pumptrack wünschen. Rückmeldungen können direkt vor Ort oder im Rathaus abgegeben werden. So ist sichergestellt, dass der Bau der dauerhaften Anlage den Vorstellungen der Jugendlichen vor Ort entspricht. „Wir wollen mit den jungen Menschen in den Austausch kommen und allen die Möglichkeit schaffen, uns ein Feedback zu geben“, erklärt Taubenheim. Bisher kommt die Anlage offenbar gut an, was sicherlich auch an der hervorragenden Organisation liegt. Jana Bohne, Citymanagerin der Stadt Sternberg, hat neben dem zentral gelegenen Aufenthaltsort auch für Musik und einen Instruktor gesorgt, der an den kommenden vier Wochenenden für Tipps, Tricks und Hilfestellungen zur Verfügung steht. So trauen sich auch Zögerliche und Anfänger auf die Anlage. In solchen Angelegenheiten sei es es von Vorteil, so Jana Bohne, dass Sternberg nicht so groß ist. Die Wege seien kurz, man kenne sich – das mache es einfacher, Menschen gezielt anzusprechen und für Unterstützung zu gewinnen.
Doch wie sieht es mit der Finanzierung eines so großen Projekts in einer kleinen Stadt aus?
Auch hier ist Sternberg innovative Wege gegangen und hat sich erfolgreich für das Zukunftspaket, ein Programm des Bundesfamilienministeriums für beworben. Gefördert werden Kommunen, die gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen Angebote in den Themenfeldern Bewegung, Gesundheit und Kultur planen und umsetzen wollen.
Zum Bewerbungszeitraum gab es somit bereits ein konkretes Projekt, ebenso eine feste Gruppe von Kindern und Jugendlichen. Das sei sicherlich ein Vorteil für den Zuschlag gewesen, so Jana Bohne. Viel wichtiger jedoch: „Ohne Jugend entscheidet hätten wir uns nie getraut uns zu bewerben oder geglaubt, eine Chance zu haben. Die Teilnahme hat uns einen Anstoß, viel Mut und positive Energie gegeben.“
So ist das bunte Gemeindefest, das heute stattfindet, ein Grund zu feiern und wird mit Ponyreiten, einem Karussell und von Jugendlichen betriebenen Imbissständen von Jung und Alt gut angenommen. Das Fest bildet jedoch weder einen Abschluss, noch ist es die letzte Attraktion in diesem Sommer in Sternberg: Ein Kinoabend und ein open-air-Konzert, weitere Ideen der Jugendlichen bei den Thementagen, sind schon in der Planung.
Autorin: Katharina Hübsch (Projektmitarbeiterin Jugend entscheidet)