Unsere erste Digitale Praxis-Session im Jahr 2024 eröffneten wir mit einer Veranstaltung zum Wahlalter ab 16 Jahren. Für viele junge Menschen in Deutschland heißt es dieses Jahr, dass sie das erste Mal wählen dürfen. In Zahlen bedeutet das, dass die Absenkung des Wahlalters bei der Wahl des EU-Parlaments zu einer Zunahme an Wahlberechtigten um 2,3 % führt (vgl. Zeit Online 2022).
Bei der Digitalen Praxis-Session am 15. Februar 2024 sind wir unter dem Titel Entscheidung mit 16: Das Superwahljahr aus Sicht von Jugendlichen mit unseren Gästen
- Diana Kinnert (Publizistin und Politikerin),
- Laurenz Frenzel (Kandidat für den Landtag in Sachsen und Mitglied im Jugendbeirat der Hertie-Stiftung) und
- Kristan von Waldenfels (jüngster Bürgermeister von Deutschland und Mitglied im Landtag von Bayern)
in eine spannende gemeinsame Diskussion gekommen. In der Frage zur Motivation von jungen Menschen, sich politisch zu engagieren, haben unsere Gäste verschiedene Schwerpunkte gelegt. Sowohl die Forderung nach einer ehrenamtsfreundlichen Kultur im Bildungswesen als auch die Erreichung junger Menschen über die Schule wurden benannt. Kristan von Waldenfels verwies auf die Methodik des Wunschkonzerts als kommunale Beteiligungsmöglichkeit, welche er als Bürgermeister der Stadt Lichtenberg durchführte. Ziel des Formats ist es, zusammen mit Jugendlichen auf deren Wünsche einzugehen und diese in Projektteams der Jugendlichen zusammen mit der Stadt zu verwirklichen.
In dieser Digitalen Praxis-Session konnten wir auch eine lebhafte Diskussion zum Wahlalter ab 16 unter den Gästen verfolgen. Dabei wurde unter anderem gegen das Wahlalter ab 16 argumentiert, da bei der jüngsten Wählergruppe von 16-18 Jahren eine geringe Wahlbeteiligung zu erwarten wäre. Untersuchungen aus Brandenburg zu den Landtagswahlen 2019 ergaben, dass die Wahlbeteiligung bei der Gruppe der 16-18-Jährigen mit 58 % um 7 % höher lag als bei der Gruppe der 18-30 Jährigen (vgl. Arriagada 2020).
Über unsere Interaktion mit den Teilnehmenden der Veranstaltung konnten wir zudem folgende Best Practice-Beispiele zur Begeisterung junger Menschen für die Politik identifizieren:
- Pizza und Politik: ein niedrigschwlliges Diskussionsformat
- 8er Rat: kommunale Jugendbeteiligung in der 8. Klasse
- Erstwähler-Seminar: zur Europawahl für junge Menschen
- Podiumsdiskussion des Stadtschülerrats als Format der politischen Motivation
- WhatsApp-Kanal mit dem Bürgermeister
- "Grill die Politiker*innen - Gib deinen Senf dazu!"
- Jugend debattiert mit Spitzenkandidierenden bei den Juniorwahlen
Außerdem wurde die Selbstwirksamkeit von Jugendlichen bei der Beteiligung und der Motivation zur Politik mehrfach unterstrichen, was uns wieder zu dem Thema der Veranstaltung zurückführt. Die Wahrnehmung des Wahlrechts kann die demokratische Teilhabe und Selbstwirksamkeit von Jugendlichen widerspiegeln.